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Symbolik
und Symbole

Symbolik und Symbole

Der Herr der Ringe, ein Epos von R. R. Tolkien, hat die ganze Welt durchdrungen, erst als Buch, später in seiner Verfilmung. Das zentrale Thema seines Dramas: Ein Ring der solch eine Macht hat, dass er darüber entscheidet ob die Kraft des Guten oder die Kraft des Bösen über die Welt regiert. Ein Buch, welches so weite Kreise zieht wie jenes von R. R. Tolkien, muss einen gewissen Wahrheitsgehalt haben. Wie skurril und gegenwartsfremd die Geschichte auch erscheinen mag, sie stößt auf eine so spontane und unmittelbare Resonanz, dass sie offensichtlich etwas anspricht, was wir tief verborgen in unserem Unbewussten als „tatsächlich“ einstufen.

Der Ring in dem Epos von Tolkien ist das denkbar extremste Beispiel der Behauptung, ein Gegenstand könne mit einer Kraft, mit einem abstrakten Wert oder einem Prinzip verknüpft sein und könne tatsächlich eine Wirkung auf uns oder unsere Umgebung ausüben. Die Tendenz, einen materiellen Gegenstand als Symbol für etwas ganz Bestimmtes anzusehen, ihm eine Symbolkraft zuzusprechen und daraus eine Sicherheit, eine Zuversicht, Hoffnung oder die Kraft eines Erfolges abzuleiten, haben wir alle. Ob wir einen Talisman besitzen, der uns schützt, ob es unsere Eheringe sind, die ihre Funktion als Symbol für eine Verbundenheit zu einem anderen Menschen ausdrücken oder ob es die Fahne einer Nation ist, der wir uns angehörig fühlen und die wir in unserem Garten hissen.

Eine Nobel-Uhr ist, wie kaum ein anderer Gegenstand, ein Symbol und ein Vermittler. Sie steht für etwas, mit dem wir uns identifizieren, oder das uns begeistert. Egal ob dies Golf- oder Tennisturniere sind, Autorennen, Tauchen, die Fliegerei, etc. Eine hochwertige Uhr präsentiert sich immer als Symbol und Botschafter einer bestimmten Gesellschaftsschicht, einer Aktivität oder eines Abstrakten Begriffs. Mit dem Tragen einer bestimmten Uhr versuchen wir diesem speziellen Aspekt des Lebens, welcher uns begeistert, etwas näher zu kommen.

Bei einer Niveau élevé ist dieser Aspekt die Philosophie, die Suche nach Alternativen, der Fokus auf das Wesentliche. Da die Uhr für die Arbeit an sich selbst steht, ist der Symbolismus doppelt wichtig. Im Normalfall ist die Wirkung des symbolischen Charakters einer Uhr nur passiv. Bei Niveau élevé jedoch gehen wir einen Schritt weiter. Wir wollen aktiv mit den verschiedenen Symbolen der Uhr arbeiten.

Dazu bräuchte man aber entweder ein Verständnis des Mechanismus der Symbolik, oder doch zumindest eine gewisse Kenntnis einer Technik, wie man die Symbole aktiv nutzen kann.  Was ist also ein Symbol in seiner Struktur hinter der Grenze des Sichtbaren? Was ist der Mechanismus, mit dem es wirkt?

Zunächst mal denkt man natürlich an die psychologische Wirkung. Der Glaube an die Kraft des Symbols gibt uns Zuversicht und Mut, dies wiederum stärkt unsere Handlungsfähigkeit. Wer guten Mutes an ein Vorhaben herangeht hat wahrscheinlich größere Chancen dieses zu meistern als jemand der ängstlich ist, zögert oder schon gar nicht an die Möglichkeit des Gelingens glaubt. Natürlich hat die rein psychologische Erklärung des Phänomens einen gewissen Wahrheitsgehalt. Doch werden Symbole in einer solchen Vielfalt und Systematik eingesetzt, vor allem in der Religion, dass man vermuten muss, dass hier noch andere Mechanismen am Werk sein müssen, als nur die psychologischen.

Es gibt die schöne Geschichte von einem Wissenschaftler, welcher von einem Freund dabei ertappt wird, als er ein Hufeisen über seiner Haustüre anbringt. Als ihn sein Freund fragt, ob er denn daran glaube, dass ein Hufeisen über der Türe Glück bringe, meint er: „Natürlich nicht!“.  Als er gefragt wird, warum er es dann anbringe, antwortet er: „Weil man mir gesagt hat, dass es auch hilft, wenn man nicht daran glaubt.“

Die Frage ob ein Symbol überhaupt eine Wirkung entfalten kann, oder ob dies alles nur Aberglaube ist, wollen wir erst gar nicht diskutieren. In einer Welt in der der fittere den schwächeren verdrängt, hätten sich Symbole und ihr Gebrauch, vor allem aber auch die Religionen mit all ihren Ritualen und ihrer Symbolik, niemals über tausende von Jahren halten können, wenn all das nur Zeit- und Energieverschwendung wäre. Wenn man aus Symbolen keinen wirklichen Wert für sich selbst und sein Handeln ziehen könnte, dann wäre die Arbeit damit ein Nachteil, und als solches wären die „Symboliker“ von den „Aufgeklärten“ längst verdrängt worden.

Ein guter Beweis für die Tatsächlichkeit eines in sich selbst ruhenden Gehalts von Symbolen, und auch ein guter Ansatz für das Beleuchten ihres Wesens, liegt in den Arbeiten von C.G. Jung, vor allem in Bezug auf die Archetypenlehre und das kollektive Unbewusste. Hier wird klar, dass gewisse Symbole, Analogien und Muster von allen Menschen in ihrem Unterbewusstsein geteilt werden, ohne dass die Symbolik dieser halbverborgenen Welten von jedem Einzelnen in seiner eigenen Psychologie geprägt oder „erschaffen“ wurde. Es gibt ganz offensichtlich Bereiche hinter oder jenseits der sichtbaren Welt, die eine reale, von der individuellen Psyche völlig unabhängige Struktur besitzen, die sozusagen tatsächlich „da sind“. Welten, die uns nicht bewusst sind und die wir daher als „Unbewusstsein“ oder „Unterbewusstsein“ bezeichnen. Der Begriff „Unterbewusstsein“ ist hier wieder mal ein schlagender Beweis für die Arroganz der Oberflächlichkeit des Menschen. Bereiche oder Welten, zu denen wir keinen bewusstseinsmäßigen Zugang finden, automatisch als der offensichtlichen Welt untergeordnet anzusehen, ist typisch für den Mensch, der sich, sein Wissen und seine Welt als das Zentrum des Multiversums sieht und alles was sich außerhalb des sichtbaren Bereichs abspielt als nebensächlich und bedeutungslos deklassiert.

Wenn wir also von klar existierenden Symbolen ausgehen, die, ohne individuell geprägt zu sein, universell in Traumanalyse, Psychoanalyse etc. erscheinen, und stellvertretend für bestimmte innere Konstellationen stehen, dann sind diese Symbole offensichtlich eine Art Pfade oder Wegweiser der psychologischen Welten, die uns mit ganz bestimmten „psychologischen Orten“ verbinden. Versuchen wir mal diese Welten der Psyche nicht aus der Perspektive zu sehen, dass dies uns angegliederte Welten sind, sozusagen Welten die für uns und wegen uns existieren. Die Unfähigkeit des Menschen zu akzeptieren, dass es auch etwas gibt, was nicht für uns geschaffen wurde, ist schon erstaunlich.

Nehmen wir mal an, es gibt nicht nur dieses eine Universum, welches durch Raum und Zeit strukturiert ist, sondern es gäbe auch noch andere Strukturierungsformen, also nicht die „Raum-Zeit“ Struktur. Dies bedeutet, dass jede andere Strukturierung, also jede „Nicht-Raum-Zeit-Struktur“ ein in sich selbst existierender Bereich ist, der aber für uns, die wir in der Raum-Zeit Struktur leben, unsichtbar ist. Denn wir können ja nur Dinge erfassen, die eine räumliche und zeitliche Existenz haben.

Jeder dieser Bereiche wäre dann somit sein eigenes Universum, aber eben nicht Raum-Zeit-mäßig strukturiert. Ob diese Universen auch so unendlich groß und weitläufig sind wie unser dreidimensionales Raum-Zeit-Universum, ist eine Frage die nicht zulässig ist. Denn „groß“ oder „klein“ sind ja räumliche Begriffe. Die anderen Universen sind weder groß, noch klein, da sie ja nicht räumlich organisiert sind.

Ganz offensichtlich sind Gefühle Teile einer solchen „anders-strukturierten“ Welt. Gefühle sind nicht nach den Naturgesetzen dieses dreidimensionalen Raum-Zeit-Universums strukturiert. Mit den Instrumenten unserer Strukturierung sind sie nicht erfassbar, sie sind nicht aus dreidimensionalen, stofflichen Elementen aufgebaut. Sie unterliegen nicht der Gravitation, sie haben kein Gewicht, keine räumliche Ausdehnung, usw. Gefühle sind also Elemente aus einem Gefühls-Universum, zu welchem unser Bewusstsein einen gewissen Zugang hat, aber eben nur einen ganz begrenzten, der nur einen sehr kleinen Ausschnitt aus diesem Universum erfassen kann.
Jeder einzelne Mensch, und auch das Tier, kommt also über sein Bewusstsein mit ganz bestimmten, klar definierten Elementen, für uns „Gefühle“, in Kontakt. Dabei sind die einzelnen Gefühle sehr präzise ausgestaltet, bzw. entwickelt. Freude, Furcht, Eifersucht sind immer genau die gleiche Empfindung, egal ob für einen australischen Ureinwohner, einen chinesischen Banker oder ein Lama in den südamerikanischen Anden.
Auch die geistige Welt wäre dann eine in sich selbst ruhende, unabhängige Welt, deren einziger Zugang für uns über unser Bewusstsein führt, ebenso die Welt der körperlichen Empfindungen.

Wenn wir die „psychologischen“ Welten, als in sich selbst existierende, von uns Menschen unabhängige Welten betrachten, in denen wir uns mit unserem Bewusstsein bewegen, dann haben Symbole offensichtlich zweierlei Funktionen für uns in diesen Welten. Symbole sind zunächst mal eine Ausdrucksform innerhalb der Strukturierung unserer stofflichen Welt, die aber zu gewissen „Orten“ oder „Phänomenen“ in den jenseitigen Welten führen. Ein Symbol, z.B. ein Kreis, ein Dreieck, Licht, bergauf-bergab, usw., sind Elemente dieser Welt. Doch sie stehen für abstrakte Begriffe, also für Elemente anderer Welten, wie Perfektion, Harmonie, Fortschritt, gut oder böse usw. Die erste Funktion eines Symbols ist also eine Art Übersetzerfunktion eines abstrakten Begriffs oder Zustands, in eine, in der stofflichen Welt, erkennbare Form.

Die zweite Funktion wäre dann, dass es eine Verbindung gibt zwischen dem Symbol und dem „abstrakten Etwas“, welches hinter dem Symbol steht. Das Symbol führt uns also zu dem abstrakten Ort in jener „anderen Welt“, in der der Ursprung für das Symbol liegt. Es führt uns in die Konstellation „Fortschritt“, zu dem Gefühl der Liebe, zu Mut oder Besonnenheit, oder was immer das Symbol eben verkörpert.

Dabei gibt es ganz offensichtlich schon existierende Symbole, die, wie C.G. Jung in seinen Arbeiten über das Archetypische Unbewusste beschreibt, völlig unabhängig von uns existieren. Es gibt aber auch die Möglichkeit, sich seine eigenen Symbole zu schaffen. Wenn wir beispielsweise einen bestimmten Gegenstand „konditionieren“, also uns darauf konzentrieren, dass uns dieser Gegenstand immer an etwas ganz Bestimmtes erinnern soll, dann wird, wenn wir uns stark genug konzentriert haben, der Gegenstand zu einem Symbol für das, woran wir uns erinnern möchten, und wird tatsächlich seine Funktion der Erinnerung wahrnehmen.

Es wäre interessant herauszufinden, ob das „Erschaffen“ eines Symbols, also die gedankliche Verknüpfung einer bestimmten Form mit einem bestimmten Begriff, in den abstrakten Welten so deutliche Spuren hinterlässt, dass ein sensibler Mensch, der die Bedeutung des Symbols nicht kennt, die Verbindung zu der gegebenen Bedeutung herstellen kann. Wenn also beispielsweise ein Symbol aus der alten Ägyptischen Mythologie, welches vielleicht für mehrere tausend Jahre eine bestimmte Gottheit darstellte, also einen Aspekt der abstrakten Welten, heute einem weisen indischen oder chinesischen Mönch vorgelegt wird, welcher in seinem Bewusstsein so weit fortgeschritten ist, dass ihm dieser Aspekt, den die Gottheit verkörperte, bewusst ist, kann dann dieser Mönch das alte Symbol dem abstrakten Aspekt zuordnen oder nicht?

Doch unabhängig davon, ob Symbole ihre Verknüpfung eines abstrakten Begriffs mit einer stofflichen erkennbaren Form nur ganz individuell erstellen, oder diese Verbindung dann in den abstrakten Welten ganz objektiv existiert, es ist klar, dass wir uns mit einem Vorsatz auch ein Symbol erstellen können, welches uns dann an unseren Vorsatz erinnert, wann immer unser Blick darauf fällt.

Je näher das Symbol in seiner physischen Struktur an dem Zielpunkt der Symbolik liegt, umso besser kann es die ihm gestellte Aufgabe erfüllen. Selbst ein völlig wahllos gewählter Gegenstand kann konditioniert werden. Doch wenn wir auf eine schon bestehende Symbolik zurückgreifen, dann erhöht sich natürlich die Symbolkraft.

In den Uhren von Niveau élevé haben wir eine Symbolik des „Umdrehens“ der Einstellung zur Zeit. Die Bewegung der Zeiger, der Fluss der Zeit und des Geschehens, wird in den Hintergrund gelegt, die Zeiteinteilung, das Beständige, das System, das „Auswertende“, und damit wir selbst, werden in den Vordergrund gerückt und über das Geschehen gestellt. Dies ist ein perfektes Symbol für das, was wir erreichen möchten:  dass wir unsere Fixierung auf die Probleme und Begrenzungen des Alltags, auf das vergängliche Geschehen, auf die äußeren Umstände, aus dem Vordergrund unseres Bewusstseins verbannen und in den Hintergrund stellen. Wir möchten in unserem eigenen „Selbst“ in unserem „Jetzt-Bewusstsein“ sein. Aus dieser Position des unbelasteten Selbst-Seins heraus können wir dann unsere äußeren Abläufe nach unserem eigenen Willen und unserer eigenen Entscheidung angehen.

Die Zeit, also unser Leben, wird somit aus einer anderen Position heraus verbracht. Wir sind wir selbst, nicht mehr unser Alltag. Wir verbringen kein Leben, in dem wir selbst gar nicht vorkommen, oder allenfalls im Hintergrund stehen, sondern wir stehen an oberster Position.

Wenn wir uns nun ein Symbol für diesen Wandel unserer Perspektive an Bord unseres Lebens nehmen und beschließen, dieses Symbol aktiv zu nutzen, aktiv an diesem Aspekt unseres selbst zu arbeiten, dann ist zwar der Entschluss zu diesem Schritt selbst schon eine Konditionierung des Symbols. Doch je mehr Energie wir in die Konditionierung legen, umso perfekter wird sie funktionieren, umso mächtiger wird sie. Deswegen sollten wir, wenn wir auf unsere Uhr blicken, nicht nur das Symbol für unsere neue Einstellung begreifen und uns an unseren Vorsatz erinnern. Wir sollten jedes Mal aktiv eine innere Anstrengung unternehmen jene Weite und Freude zu empfinden, die über dem Tagesgeschehen steht. Wir sollten vielleicht sogar ein bisschen Schadenfreude empfinden. Wir sollten es genießen, dass wir einen Weg gefunden haben, dem Zwang ein Schnippchen zu schlagen, dass wir die Probleme austricksen und ihrer Wirkung entgehen, dass wir unseren Alltag aus einer Position des Selbst und der inneren Freiheit durchlaufen. Vielleicht sind wir damit auch effektiver in unserer Problembewältigung. Der übliche Mechanismus der Motivation von Problembewältigung läuft über die Verkettung an die Angst vor den negativen Folgen des Problems. Wenn wir es schaffen, diese Versklavung zu durchbrechen und aus einem freien Selbst, aus freiem Willen, sozusagen als gewollte Herausforderung, zu handeln, verlieren wir uns selbst nicht und sind Herr der Situation. Eine Fähigkeit nimmt mit jedem Tag entweder zu oder ab. Wir sollten dafür sorgen, dass die Fähigkeit, wir selbst zu sein, mit jedem Tag zunimmt.